Es war so schade: Ich hatte 14 Tage Botswana gebucht – Campen mitten im Busch, auf Fotografie ausgerichtet, endlich mein Traumziel Okawango-Delta und Chobe Nationalpark – und dann kam Corona. 2 Tage, nachdem ich geflogen war, kam die Nachricht, dass Südafrika die Grenzen dicht macht und man möglichst schnell das Land verlassen sollte.

Campen im Busch bedeutet, es gibt kein Internet, keine E-mails, und auch den Strom zum Laden der Kamerabatterien oder des MacBooks erhält man nur während des Game Drives auf dem Jeep. So mussten wir regelmäßig Camps ansteuern, die mit Satellitentelefon oder einer WLAN-Verbindung ausgestattet waren, um aktuelle Informationen zu erhalten und um die Rückreise zu organisieren. Zum Glück half mir Stephan Tüngler, der Inhaber von „In Africa, In India“, der diese Fotoreise organisiert hatte und mir letztlich irgendwie Rückflüge organisieren konnte, um nach Johannesburg und von dort über Paris nach Deutschland zurückzureisen.

In der Zwischenzeit gab es aber auch Game Drives und die Safari wurde von Tag zu Tag unter Vorbehalt fortgesetzt. 5 Tage Safari sind es dann doch noch geworden.

Ausgangspunkt war Maun in Botswana, von da aus brachte uns der Buschflieger in das erste Camp im Moremi Game Reserve im Okawango-Delta. Wir hatten gleich am ersten Abend das Glück, zwei Leoparden auf einem Baum zu sehen und fotografieren zu können. Ursprünglich sollten wir zu fünft sein, aber Krankheit und kurzfristige Stornierung hatten daraus letztlich ein Zweierteam gemacht. Unser Fahrer, Dan, war sehr um uns bemüht und versuchte uns trotz aller Schwierigkeiten, ein eindrückliches Safari-Erlebnis zu gestalten. Mein Mitreisender Martyn und er kannten sich bestens in der Vogelwelt Afrikas aus, und mit Hilfe der App „Roberts Bird Guide“ wurden alle gesichteten Vogelarten dokumentiert. Ziel war, Vögel von 100 unterschiedlichen Arten zu finden – als ich abbrechen musste waren wir bereits bei knapp 90 gewesen! Martyn konnte die Safari noch weiter fortsetzen und berichtete mir später, sie hätten es auf insg. 147 verschiedene Arten gebracht. Chapeau! Die waren noch deutlich vogelverrückter, als ich es schon bin.

Unsere Safari fand am Ende der Regenzeit statt: Das Gras war grün und sehr hoch, die Vegetation üppig, und Wasser gab es überall – die Tiere waren nicht auf die wenigen Wasserlöcher angewiesen wie in der Trockenzeit, sondern verteilten sich über das ganze große Gebiet. So war es gar nicht so einfach, Löwen und andere Raubtiere vor die Linse zu bekommen. Wildhunde haben wir zwar lange verfolgt, aber letztlich dann doch nicht sichten können. Löwen haben wir einmal an einem kill – einem Büffel – beobachten und fotografieren können. Hyänen haben wir als einzige Jäger auch einmal in einem Familienverbund mit zwei Jungen gesichtet. Impalas, Letschwes, Zebras und Kudus liefen uns schon deutlich öfter über den Weg, Paviane konnten wir beim Toben und Spielen beobachten. Giraffen waren leichter zu finden in dem hohen Gras – sie überragen ja einfach alles. Es war wunderschön, manchmal einfach an einem Ort stehenzubleiben und nur zuzuschauen, wie sich die Tiere verhielten, wie sie interagierten, und immer wieder zu versuchen, dies fotografisch festzuhalten. Einmal trafen wir einen Springbock, der sich recht merkwürdig verhielt. Dan vermutete, dass er eine Schlange gesehen haben könnte, und fuhr uns querfeldein tatsächlich zu einem Python. Elefanten sahen wir fast nur vereinzelt – die größeren Herden hätten wir im zweiten Teil der Safari erst gesehen. Dafür besuchte uns einmal ein Einzelner der grauen Riesen im Camp, und nachts hörten wir die Löwen und Hyänen unter einem wunderbaren Sternenhimmel. Mit den Hippos hatten wir mehr Glück – sie waren überall in den vielen Wasserlöchern, und einer der schönsten fotografischen Momente war, als ein Flusspferd ein anderes um ein ganzes Wasserloch herum mit enormen Tempo jagte, so dass es nur so spritzte!

Nach drei Nächten im Moremi Game Reserve fuhren wir mit dem Jeep zur Khwai Concession, unserem zweiten Camp, das im Busch aufgeschlagen wurde. Hier musste ich dann die Reise leider abbrechen. Am letzten Morgen konnten wir noch sehr schön bei Sonnenaufgang Zebras fotografieren und – kurz bevor der Flieger ging – trafen wir auf zwei Hyänen mit zwei Jungen. Das soziale Miteinander der Hyänen war erstaunlich liebevoll – ich hätte noch stundenlang weiter zusehen können.

Der Rückflug war dann chaotisch. Erst klapperte der Buschflieger alle umliegenden Camps ab, um Reisende nach Maun zu bringen, was zumindest noch einmal einen langen und schönen Blick aus der Vogelperspektive über das Delta ermöglichte. Ab Maun sollte es dann weiter nach Johannesburg gehen, doch bis zuletzt war unklar, ob der Flug überhaupt stattfinden würde. Beinahe stündlich änderte sich coronabedingt der Reiseplan – verlässliche Informationen waren nur schwer zu bekommen. Immerhin klappte der Flug von Maun nach Johannesburg – doch dann wurde der Flug von Johannesburg nach Frankfurt kurzfristig abgesagt, obwohl ich schon meine Bordkarte in den Händen hielt. South African Airlines stellte mit sofortiger Wirkung den Flugverkehr ein. Da es in Johannesburg nicht erlaubt war, den Transitbereich zu verlassen versuchten nun alle Passagiere, die zu stranden drohten, irgendwie einen Flug nach Europa zu ergattern. Ich bin Stefan sehr dankbar, der irgendwie einen AirFrance Flug auftrieb, der mich letztlich nach Hause brachte. Drei Wochen später kam dann sogar mein Koffer nach!